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202 pages, Paperback
First published January 1, 1969
"Lass es mich nochmals sagen: Überhaupt nichts kann durch Erzählen gewusst
werden.
Und dennoch fährst du fort, mich zu beschwatzen: sag es mir, sag es mir!
Oh ja, ich kann. Aber ich will nicht. Doch wenn du zu mir in die Schulung
kommst, werde ich dich unterweisen.
Nur so kannst du jemals wissen.
Der Text von 'Laws of form' stellt keine einzige Behauptung auf: nirgendwo
erzählt er dir irgendetwas und doch wirst du, folgst du seinen Anweisungen
absolut, ohne Frage oder Erklärung oder vorgefasster Meinung, an seinem Ende
alles Nötige wissen."
Wenn das mal so einfach wäre. Auch wenn man sich Mühe gibt und mit einem Minimum
an mathematischem und philosophischem Verstand und einem gewissen Vorwissen sich
diesem Text zu nähern bemüht, kann man schnell an der Begrifflichkeit scheitern.
Und man fragt sich: Verstehe ich unter "Kreuzen" wirklich dasselbe wie du? Auf
Seite 7 (d.h.: noch in den einführenden Kapiteln) schreibt er: "Lass es von
jedem gegebenen Raum sn heißen, er
durchdringe ein beliebiges Arrangement, worin sn
der seichteste Raum ist." Ich habe ja eine Vorstellung, was
Spencer-Brown hier meinen °ìö²Ô²Ô³Ù±ð, aber wenn ich versuche, per
Internetsuche "seichter Raum" mich zu vergewissern, spuckt die Maschine eine
anatomische Beschreibung der Klitoris-Gegend und eine Beschreibung kalkalpiner
Gegenden aus, sowie die Information, "Dr. Sabine Seichter Raum: 2.308".
Ja, ich weiß: Du sollst nicht googeln, wenn du Spencer-Brown liest. Genau das
will er ja sagen mit dem Eingangszitat. Es macht die Lektüre nur sehr, sehr
langsam, mühselig.
Warum also lobe ich ihn? Spencer Brown, den ich, wie wohl viele deutsche
Leser, über Luhmann kennengelernt habe, schärft den Blick für Formen, für
Beobachtungen, für Unterscheiden und Unterschiedenes, für Operationen und
Relationen. Vielleicht muss man mal ein paar Seiten frustriert überspringen,
dann wird man erstaunlicherweise mit kleinen Erkenntnissen etwas später belohnt.